Von Artikulationsstörungen bei Kindern ist die Rede, wenn die Betroffenen bestimmte Laute oder Lautverbindungen nicht altersentsprechend bilden können. Die Störung kann sowohl phonologische als phonetische Ausprägungen haben. Wir als Logopäd*innen können anhand einer ausführlichen Anamnese sowie Test- und Screeningverfahren eine Artikulationsstörung diagnostizieren. Dabei beobachten wir die geäußerte Sprache (Spontansprache) des Kindes in unterschiedlichen Spielsituationen und überprüfen bestimmte Lautbildungsfähigkeiten. Bei der Untersuchung klären wir auch mögliche mundmotorische Einschränkungen ab. Ein Hörbefund durch den HNO-Arzt oder Phoniater sollte audiogene und organische Störungen ausschließen.

Was versteht man unter phonologischer Ausprägung?

Bei der phonologischen Ausprägung vertauscht das Kind den betreffenden Laut oder lässt ihn ganz aus (Beispiel: Katze wird zu Tatze). Die Behandlung von phonologischen Störungen basiert größtenteils auf  Übungen zur auditiven Wahrnehmung. Das Kind soll lernen, wann der Ersatzlaut und wann der Ziellaut gebildet werden muss. Es darf lernen, herauszuhören, an welcher Stelle des Wortes der Ziellaut gebildet werden muss. Darüber hinaus wird das Kind bei Bedarf auch bei der Lautbildung unterstützt, um die Aussprache zu verbessern.

Was versteht man unter phonetischer Ausprägung?

Liegt eine phonetische Ausprägung vor, kann das Kind bestimmte Laute nicht korrekt bilden. Das wohl bekannteste Beispiel ist Lispeln. Darüber hinaus gibt es aber viele andere Störungsbilder, die eine korrekte Lautbildung verhindern. In der Therapie erarbeitet das Kind die motorische Bildung des Wortes. Dabei lernt es darauf zu achten, wo die Zunge liegt. Es soll ein Gespür dafür entwickeln, was die Zunge und was die Lippen beim Lautbilden machen oder wo die Luft fließt.

Hat mein Kind eine Artikulationsstörung?

Sollten Sie sich fragen, ob Ihr Kind von diesem Störungsbild betroffen sein könnte, kann Ihr*e Kinderärzt*in Ihnen jederzeit eine Überweisung zur Diagnostik ausstellen. Damit erhalten Sie noch keine Logopädie, sondern haben einen Anspruch, auf eine umfassende logopädische Diagnostik. Sie erhalten im Anschluss einen ausführlichen Bericht mit entsprechender Behandlungsempfehlung. Wir beraten Sie gerne bei weiteren Fragen oder empfehlen Ihnen bei Bedarf einen Spezialisten.

Wir möchten aber darauf hinweisen, dass Kinder bestimmte Laute auch erst in einem bestimmten Alter korrekt bilden können:

ca. 1,5 bis 2 Jahre
das Kind nutzt die Laute a, e, i, o, u, m, p, d in unterschiedlichster Form

ca. 2 bis 2,5 Jahre
der Laut b und der Laut n kommen hinzu

ca. 2,5 bis 3 Jahre

das f, l, k, h, w und t kommen hinzu, zudem nutzt das Kind das ch2 wie in "Buch"

ca. 3 bis 4 Jahre
das j, ng wie im Wort „Zunge“, das r, g und pf, wie bei „Pfeife" werden erworben

ca. 4 bis 4,5 Jahre
das ch wie in "ich" kommt hinzu

ca. 4,5 bis 5 Jahre
das Kind kann nun das sch aussprechen

ca. 5 bis 6 Jahre
das Kind nutzt nun auch s und z korrekt