Warum ein ganzheitlicher Ansatz die Sprachentwicklung besser fördert

Ein schönes Sprichwort besagt, Blumen und Kinder wachsen in ihrem eigenem Tempo. Sprachentwicklung ist ein individueller Prozess, der bei jedem Kind in der eigenen Geschwindigkeit stattfindet. Dabei spielen auch Faktoren eine Rolle, die wir zuerst nicht mit dem Sprachzentrum in Verbindung bringen würden. Forschungen zeigen, dass frühkindliche Entwicklung und Hörverarbeitung stark mit Haltung und Bewegung zusammenhängen. Deshalb verfolgt die moderne Logopädie einen ganzheitlichen Therapieansatz. Dieser beschäftigt sich nicht nur mit den Symptomen einer eventuellen Störung der Sprachentwicklung, sondern auch mit den Ursachen.

Einer trockenen Pflanze schneidet man auch nicht nur die welken Blätter ab, sondern gießt sie erstmal. So ergründet der Therapeut bei der ganzheitlichen Logopädie auch zuerst die Ursachen. Sie sind ebenfalls Bestandteil des Therapieplans. Bewegung ist dabei ein entscheidender Faktor, denn auch Sprechen ist Bewegung. Das Bilden von Lautkombinationen ist eine feinmotorische Höchstleistung. Dabei treten über 100 Muskeln und etliche Organe in Aktion. Einer solchen Feinmotorik geht eine gute Koordination der Grobmotorik voraus. Kinder, die logopädische Defizite aufzeigen, fehlt es häufig an einer guten Steuerung ihrer Grobmotorik. Da die entsprechenden Entwicklungsprozesse dicht miteinander verwoben sind.

Wie sieht ganzheitliche Therapie aus und welche Auswirkungen hat sie auf die Sprachentwicklung?

Ein ganzheitlicher Therapieansatz setzt genau da an. Spielerisch integriert der Logopäde Übungen in die Behandlung, die die unterschiedlichen Hirnareale besser vernetzen sollen. So baut das Kind motorische Schwächen ab und legt Grundsteine für die sprachliche Weiterentwicklung. Grund einer solchen Entwicklungshemmung oder -störung kann unter anderem neuromotorische Unreife sein. Dabei handelt es sich um Reste frühkindlicher Reflexe, die nicht vollständig im ersten Lebensjahr abgebaut wurden. Die Integration dieser Restreflexe kann ebenfalls Bestandteil der Therapie sein.

Dieses Behandlungskonzept schafft die Möglichkeit auf das individuelle Störungsbild des Kindes einzugehen und gezielt zu behandeln. Der Therapeut kann das Problem an der Wurzel anpacken und hat mehr Behandlungsspielraum als klassische Nachsprechübungen, wie sie hauptsächlich in der traditionellen Therapie gemacht werden. Der Ansatz ermöglicht es auch, jüngere Kinder zu behandeln. So können sich die Kinder im Vorschul- oder Grundschulalter gestärkt auf einen neuen Lebensabschnitt freuen.